Gartenkunst oder Wege nach Eden

Gartenkunst

Gartenkunst geht über die Nutzbarmachung von Land hinaus zur ästhetischen Gestaltung - sie ist die Verbindung von gärtnerischer Arbeit und künstlerischer Kreativität


Freitag, 17. Mai 2013

Rhabarberzeit

Nun doch einmal ein richtiges Gartlerthema bei Gartenkunst oder Wege nach Eden...obwohl der Anbau von Rhabarber nicht viel von Kunst an sich hat, denn er ist denkbar unkompliziert. Man kann ihn allerdings auch wie eine Zierstaude verwenden oder gleich den "nur" dekorativen  Riesenrhabarber pflanzen, womit der Übergang zur Gartenkunst fließend wird...

Wenn man genug Rhabarber hat, kann man ihn ruhig einmal blühen lassen



Rhabarber ist eine der wenigen Stauden im Gemüsegarten und gehört im Hausgarten zu den frühesten erntereifen Pflanzen. Er ist in allen Bauerngärten zu finden und macht den Eindruck, als ob er hier seit Urzeiten zuhause ist.  Seine ursprüngliche Heimat ist jedoch der Himalaya. In China benutzte man Elixiere aus den abführend wirkenden getrockneten Wurzeln seit Jahrtausenden als Medizin zur Darmreinigung. Im 16. Jahrhundert wurde Rhabarber in Russland angebaut, von dort fand er im 18.Jahrhundert seinen Weg nach Frankreich, England und schließlich auch nach Deutschland. Der Name leitet sich aus dem lateinischen „rheum“ für Wurzel und „barbarus“ für „der Fremde“ ab. Sein Klang führte dazu, „rhabarberrhabarberrahbarber...“ besonders in Comics als Synomym für unbedeutendes Geplauder zu verwenden. Es soll im Theater benutzt worden sein um Hintergrundgespräche auf der Bühne darzustellen, die nicht vom Hauptgeschehen ablenken sollten. Im Internet findet sich auch ein netter Zungenbrecher - die Geschichte von der Rhabarberbarbara. Eine Kostprobe: „Die bekanntesten unter Ihnen, drei Barbaren, kamen so oft in die Rhabarber-barbara-bar, um von Rhabarber-barbaras Rhabarberkuchen zu essen, dass man sie kurz die Rhabarber-barbara-bar-barbaren nannte.” In einem Video mit einer „bayrischen“ Variante steigert sich der Zungenbrecher bis zum „Rhabarber-barbara-bar-barbaren-bart-barbier-bier“, und da ist noch nicht das Ende der Geschichte erreicht....Die volle Geschichte findet man zum Beispiel unter diesem Link: http://lernspass.blogspot.de/2010/01/zungenbrecher-rhabarberbarbara.html Aber kehren wir wieder zum materiellen Aspekt des Rhabarbers zurück...

Rhabarber ist eine dankbare Pflanze für Gartenneulinge

Auch wenn man nicht viel Zeit in Gartenarbeit investieren will und keinen Gemüsegarten unterhält, findet sich doch fast überall ein Platz für die unkomplizierte Staude. Rhabarber ist zwar „ein Fresser und ein Säufer“, macht aber bei der richtigen Platzwahl keine große Mühe. Er bevorzugt einen halbschattigen bis sonnigen Standort, wo es meist etwas luftfeucht ist. Pralle Mittagssonne sollte vermieden werden, denn dann müsste man ständig gießen. Der Boden sollte tiefgründig und nährstoffreich sein, wenn das in dem Garten nicht der Fall ist, muss ein sehr großes Pflanzloch ausgehoben werden und mit lockerem, möglichst mit reifem Kompost angereichertem, nährstoffreichem Boden aufgefüllt werden. Der Abstand zu anderen Pflanzen sollte nach allen Seiten etwa einen Meter betragen. Pflanzen in Töpfen werden ebenerdig eingesetzt, Wurzelstücke aus Teilung so tief, das die Knospen gerade noch herausschauen. Die Anleitung „Festtreten und gut angießen“ ist vorsichtig zu sehen – die Pflanze sollte schon gut angedrückt werden, aber mit kräftigen Stiefeltritten wird der Boden zu sehr verdichtet. 





Pflege und Ernte

Den jungen Rhabarberpflanzen sollte man zwei ungestörte Jahre zugestehen und erst im dritten Jahr mit der Ernte anfangen. Im zweiten Jahr können bei guter Entwicklung einzelne Stangen geerntet werden, ab dem dritten Jahr dann jeweils etwa ein Drittel der Pflanze. Zur Ernte dreht man große, junge Stangen vorsichtig unten ab. 
Letzter Stichtag für die Ernte ist Johanni, der 24. Juni. Danach sollte man der Pflanze Ruhe gönnen. Manche unerfahrene Gärtner nehmen kurz vor Johanni alle verwertbaren Stiele ab und lassen der Staude nur einige kümmerliche Blätter. Das schwächt die Pflanze und schlägt sich negativ auf die Ernte im nächsten Jahr nieder. Im Herbst mulcht man die Horste etwa drei bis fünf Zentimeter hoch mit Kompost oder gut abgelagertem Stallmist. Beim Austrieb im Frühjahr verhilft eine Gabe Hornmehls oder regelmäßige Düngung mit Brennnesseljauche zu einer reicheren Ernte. Nach der Ernte im Juni fördert eine Düngung mit groben Hornspänen den Zuwachs. Auch das regelmäßige Ausbrechen der Blütenknospen fördert den Ertrag. Hat man Rhabarberstauden aber als „Zweinutzungspflanze“ auch als imposante Blattpflanzen gepflanzt, so sollte man zwei bis drei Blütenknospen wachsen lassen damit sich die mächtigen Blütenstiele entfalten können. Bei guter Pflege hält es die Pflanze durchaus bis zu fünfzehn Jahre am gleichen Standort aus. Wenn sie vom Wuchs her nachlässt kann man sie entweder im Oktober oder im März ausgraben. Der Wurzelstock wird mit dem Spaten in Teile gespalten, von denen jedes noch zwei oder drei Blattanlagen haben sollte. Die Schnittkanten kann man mit Holzasche einreiben oder antrocknen lassen, um Wurzelfäule vorzubeugen. Dann werden die Teile an einem anderen, gut mit Kompost aufbereiteten Standort wieder eingepflanzt. 





Lagerung und Verarbeitung

Kann man den Erntesegen nicht gleich verarbeiten, so lassen sich die gewaschenen, geputzten Stangen in ein feuchtes Tuch gewickelt gut ein paar Tage im Gemüsefach im Kühlschrank aufheben. Man kann die Stangen auch ganz einfrieren und dann bis zu einem Jahr aufheben. Rhabarber sollte nicht roh verzehrt werden, die Blätter enthalten sogar Giftstoffe, die zu Kreislaufproblemen und Erbrechen führen. Um den Gehalt an Oxalsäure zu reduzieren empfiehlt es sich, die in etwa ein bis zwei Zentimeter breit geschnittenen Rhabarberstücke zu blanchieren und das Wasser dann abzuschütten, danach der Rezeptangabe folgend weiter verarbeiten. Gekochter Rhabarber darf nicht in Metallgefäßen aufbewahrt werden, da sich die enthaltene Säure mit dem Metall verbindet und giftige Stoffe entstehen können. 

Rhabarberplunder


Sehr lecker wird ein Rhabarberkompott, wenn man die Stücke in Apfelsaft dünstet. Menschen mit empfindlichem Magen und Darm sollten beim Verzehr von Rhabarber vorsichtig sein da er die anfälligen Schleimhäute reizen kann. Bei rheumatischen Erkrankungen und bei Nierensteinen wird vom Verzehr völlig abgeraten. In Maßen genossen, regt Rhabarber die Verdauung an und hat durch den hohen Kaliumgehalt eine entwässernde Wirkung. Nach all diesen Warnungen zum Ausgleich ein leckeres Rezept für Rhabarbercrumble:
Aus England kommt der „Crumble“, den man klassisch mit Äpfeln zubereitet. Aber auch ein Rhabarbercrumble ist ein feiner Nachtisch oder mit einem Salat als Vorspeise sogar als Mittagessen geeignet. Man kann den Crumble auch in kleinen Portionsförmchen zubereiten und als Dessert servieren. So bereitet man ihn zu: Ein Kilo rote Rhabarberstiele putzen, wenn nötig schälen und in drei bis fünf Zentimeter lange Stücke schneiden. Rhabarberstücke kurz blanchieren, abgießen und abtropfen lassen. Mit etwa 100 Gramm Zucker (empfohlen wird brauner Rohrzucker) in einen Topf geben und vermischen. Die Zuckermenge variiert nach Rhabarbersorte und persönlicher Vorliebe, es kann vor dem Überbacken noch nachgesüßt werden. Zur geschmacklichen Verfeinerung kann noch der Saft und die abgeriebene Schale einer Orange zugefügt werden. Die Mischung zum Kochen bringen und dann bei geöffnetem Deckel etwa fünf Minuten köcheln lassen, bis der Rhabarber etwas weich geworden ist. Dann in eine Auflaufform füllen. Bereiten Sie nach ihrem bevorzugten Rezept einen Streuselteig zu und bröseln Sie die Streusel über den Rhabarber. Dann bei 180° backen, bis der Streusel goldbraun ist. Dazu passt Vanillesoße, Vanilleeis, geschlagene Sahne oder Crème double.
Bei "Valentinas Kochbuch" gibt es ein etwas anderes, aber sehr gutes Rezept dazu: "Rhabarbercrumble mit Vanille und Zimt"


Empfehlenswerte Gartensorten

Im Hausgarten sind die rotstieligen Sorten zu empfehlen, da sie weniger Oxalsäure enthalten und ein fruchtigeres Aroma haben. Im Erwerbsanbau werden häufig die ertragsreicheren grünstieligen Sorten angebaut.

Rheum rhabarbarum 'Holsteiner Blut' - Speise-Rhabarber ‚Holsteiner Blut’ ist eine der bekanntesten Sorten und in den meisten Gärtnereien erhältlich. Diese Speisesorte hat kräftige rote Stiele ist, sie ist mittelfrüh und eignet sich gut zur Verwendung für Kompott, Marmelade, Chutneys und Saft.

Rheum rhabarbarum 'Frambozen Rood' - Himbeer-, Erdbeer-, Rosen-Rhabarber Eine sehr ertragreiche späte rotstielige Sorte mit fruchtigem Aroma. Wegen ihres Duftes und des zarten Fleisches wird diese Sorte auch Himbeer-, Erdbeer- oder Rosen-Rhabarber genannt. Die sehr zarten Stangen sind innen grün und können ungeschält verwendet werden.

Rheum rhabarbarum 'Red Valentine' Diese spät reifende kanadische Züchtung hat durchgefärbt rote Stiele und einen fein säuerlichen Geschmack. Ist es im Frühjahr sehr warm, so bleiben die Stiele eher grün.

Rheum rhabarbarum 'Rosara' Diese besonders frühe und ertragreiche Sorte eignet sich sehr gut zum Vortreiben. Noch vor dem Austrieb stülpt man eine lichtundurchlässigen Eimer über die Pflanze um die Erntezeit zu verfrühen und um besonderes zarte, milde Triebe zu erzielen. Der Stiel ist außen rötlich und innen grün. Durch ihren buschigen Wuchs ist ‚Rosara’ auch eine Schmuckstaude.

Rheum rhabarbarum 'The Sutton' Diese aus England stammende Sorte hat kräftige rot-grüne Stiele mit einem sehr guten Geschmack. 

Rheum rhabarbarum 'Goliath' Wie der Name vermuten lässt, ist ‚Goliath’ der Riese unter den Speise-Rhabarbersorten. Seine starken rötlichen, grünfleischigen Stiele werden mit bis zu 90 Zentimetern mehr als doppelt so lang wie die der anderen Sorten. Sie hat einen hohen Ertrag und wird am besten an einem Platz gepflanzt, an dem sie als Solitärstaude richtig zur Geltung kommt. Lässt man ihr ein paar Blütentriebe, so wird sie zum auffälligen Blickfang.

Zum Abschluss noch ein Zier-Rhabarber für Liebhaber prächtiger Blattpflanzen:

Rheum palmatum var. Tanguticum,  Kron-Rhabarber Diese prächtige Schmuckstaude ist auch als "Chinesischer Rhabarber" oder als "Sibirischer Zier-Rhabarber" im Handel. Er liebt wie seine nahen Verwandten eher kühle, frische, tiefgründige, nährstoffreiche Böden und einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Eine imposante Pflanze, die man als Solitär mitten in den Rasen setzen kann oder aber an einen nicht allzu kleinen Teich. Der Kron-Rhabarber ist vom Austrieb der zunächst rötlichen Blätter bis zu den imposanten Samenständen im Spätherbst eine auffällige und attraktive Gartenpflanze.



 
Rheum palmatum var. Tanguticum,  Kron-Rhabarber


Dieser Artikel ist im Sommerheft von "Die Allgäuerin" erschienen.
Fotos©Barbara Ehlert

Das Rezept für die Rhaberberplunderteilchen gibt es im Buch Die Backbibel: Vom Bauernbrot bis zur Schokotarte.
Ein sehr empfehlenswertes Standardwerk zur Kunst des Backens zu einem sehr günstigen Preis.



Nachtrag: hier der Link zu einem Rezept für einen niederrheinischen Rhabarberkuchen, gefunden beim "Golden Fairy Cottage" http://goldenfairycottage.blogspot.de/2013/05/1-rhabarberernte.html

Samstag, 11. Mai 2013

Verrückt nach Frühling

...sind nach dem langen Winter sicher nicht nur die Garten- und Blumenliebhaber, aber die ganz besonders!
Die Publizistin Carmen Szadzik und die Fotografin und Layouterin Melitta Kolberg haben zu diesem Gefühl ein Buch gemacht. Sie besuchten 25 verschiedene "Zwiebelblumengärten" vom Ferienhof Hilligenbohl und dem parkähnlichen Privatgarten von Sybillle Ehmann-Green in Dollerup im Angelner Land hoch in Norddeutschland zu Privatgärten im süd-westlichen Teil der Niederlande, dem bekannten "De Heerenhof" in Maastricht zu den "grünen Göttinnnen" (les déesses vertes) im belgischen Evergem auf der Höhe von Brüssel.
Die meisten der besuchten Gärten liegen im "Mutterland" der Blumenzwiebelzucht, den Niederlanden. Auf mindestens einer Doppelseite bis zu vier Seiten werden die schönsten Frühlingspflanzungen dieser Gärten mit vielen aussagekräftigen Bildern gezeigt. Sortiert sind sie Gartenvorstellungen nach der Blütezeit in Vorfrühling (Schneeglöckchen, Krokusse, Märzenbecher, Netzblattiris, Narzissen), Frühling (Tulpen!, Hasenglöckchen, tränendes Herz, Traubenhyazinthen, Freiland-Hyazinthen, Keukenhof!) und Spätfrühling (Allium, Knöterich, Akelei und Hosta...). 
Die Gärten der beiden Autorinnen sind im Vorfrühling angesiedelt - so erfreut sich Carmen Szadzik an einer wundervollen 100 Quadratmeter großen Krokuswiese voller Elfenkrokusse in hellen Blau- und Weisstönen. In einem Beet unter einem großen Baum hat sie magentafarbene Netzblattiris mit weißem Märzenbecher und großblumigen weißen Krokussen kombiniert - ein Frühlingstraum zum Nachpflanzen! 
Sehr inspirierend sind auch die Kombinationen, die Melitta Kolberg auf ihrer Hamburger Stadthausterasse verwirklicht hat: weiße und weinrote Schachbrettblumen Ton in Ton mit Hornveilchen unterpflanzt, Gefäße in reinweiß und Violettrot mit Hyazinthen und Hornveilchen... 
Dieser liebevoll gemachte Band genügt sich nicht als Gartenbilderbuch, am Ende des Buches gibt es "zum Nachlesen" noch einige Informationen zur standortgerechten Pflanzung und Pflege von Zwiebelblumen. Ganz großartig das Kapitel "zum Nachpflanzen", in dem übersichtlich in Kürze die in den Gärten verwendeten Arten und Sorten angegeben werden. Ein zusätzlicher Clou: "Zum Nachreisen" findet man die Adressen der Gärten mit Hinweisen auf die jeweilige Webseite und mögliche Besuchszeiten. Am Ende gibt es noch eine Übersichtskarte.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für Freunde von Zwiebelblumen, die gern einen Blick in andere Gärten werfen.

Hier geht es zum Amazon-Link:
Verrückt nach Frühling. Zu Gast in 25 bildschönen Zwiebelblumengärten
Das Buch kann auch über andere Links im Netz oder über den regionalen Buchhandel bestellt werden

Hier noch ein Bild aus meinem Frühlingsgarten und ein Link zu einigen meiner Lieblingstulpen: Langlebige Tulpen 


Langlebige Tulipa fosteriana 'Purissima' und 'Flaming Purissima'
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