Gartenkunst oder Wege nach Eden

Gartenkunst

Gartenkunst geht über die Nutzbarmachung von Land hinaus zur ästhetischen Gestaltung - sie ist die Verbindung von gärtnerischer Arbeit und künstlerischer Kreativität


Montag, 10. Dezember 2012

Gartenfreuden im Winter




Ein Garten kann  im Winter im Wechsel von Schneedecke und Tauwetter und der Abwesenheit von lebendigem Grün einen trostlosen und kahlen Eindruck machen - er kann aber auch interessant und romantisch wirken. Denn gerade im Winter treten die Strukturen der Gartenanlage klar hervor und die Wuchsformen der Pflanzen werden sichtbar.
Gegen den Gärtnerfrust im endlos erscheinenden Winter kann man sich einen schönen „Wintergarten“ planen.
Wenn man nicht den ganzen Garten so umgestalten möchte oder kann, dass er auch im Winter schön anzusehen ist, dann sollte man einfach mit einem Fleck anfangen. Ob man nun aus der Terrassentür, vom Lesesessel oder vom Frühstücksplatz aus am liebsten in den Garten schaut – genau dort sollte man einen Platz gestalten der auch in den Wintermonaten einen schönen Anblick bietet und das Gärtnerherz mit der kalten Zeit versöhnt. Auch der Vorgarten, durch den man jeden Tag ein und aus geht, bietet sich dafür an.
Für die Grundstruktur der Planung werden Bäume, Büsche und immergrüne Koniferen eingesetzt.

Traumhaft schön wirken Sträucher wie Korkenzieherweiden und Korkenzieherhasel mit ihren bizarren Zweigen. Einen schönen Kontrast vor einem dunklen Hintergrund wie einer Thuja- oder Hainbuchenhecke bildet die weiße Rinde der Himalaya-Birke (Betula utilis var. Jacquemontii). Die verschneiten Knospen von Rhododendren wecken schon die Aussicht auf eine reiche Blüte im kommenden Jahr. Farbe bringt der Hartriegel ins Spiel – am stärksten leuchten die Sorten mit roter Rinde (z.B. Cornus alba „Sibirica“), aber auch Sorten mit gelbgrüner, orangegelber oder schwarzvioletter Rinde haben nun ihren großen Auftritt. Die Triebe des Ranunkelstrauches behalten ihr Grün, auch Bambus bietet mit leuchtend gelben Halmen einen schönen Anblick.


Früchte und Beeren – da stellt sich die Frage, ob man für die Vogelwelt oder für einen möglichst lang haltenden Beerenschmuck pflanzen möchte.


Ein guter Kompromiss wäre, die Vogelgehölze in den hinteren Teil des Gartens zu setzen und die Schmuckpflanzen in der Nähe des Hauses.
Die aus Nordamerika stammende Rosa virginiana behält ihre Hagebutten im Winter, da sie von den Vögeln verschmäht werden. Zieräpfel sind so hart, dass sie von den Vögeln erst nach längerem Frost geholt werden, auch die leuchtend roten Beeren des Cotoneaster (Zwergmispel) schmücken den Strauch noch lange. Während die Vögel die roten und orangefarbenen Früchte der Vogelbeere schnell abgeerntet haben, lassen sie die gelben Sorten meistens hängen – eine gute Wahl ist zum Beispiel  die kleinwüchsige Sorbus „Joseph Rock“ mit bernsteingelben Beeren.




Immergrüne wie Buchs, Efeu und Koniferen halten im ganzen Winter den Garten grün.
Für einen warmen Farbton sorgt der golden panaschierte Spindelstrauch Euronamus fortunei „Emerald´s Gold“ , aufhellend wirken die weiß panaschierten Blätter der Sorte „Emerald Gaiety“.
Die klassischen immergrünen Koniferen können im Übermaß gepflanzt schnell langweilig und deprimierend wirken – eine Gruppe wohlmeinend ausgepflanzter Weihnachtbäume etwa kann schon nach wenigen Jahren das Maß der Gartenproportionen sprengen.
Gut ausgesucht und gezielt eingesetzt dagegen halten Koniferen im Winter die Struktur des Gartens zusammen. 

Sehr wertvoll als strukturelles Gartenelement ist zum Beispiel die langsam wachsende Säuleneibe (Taxus baccata „Fastiegata robusta“). Gerade in Verbindung mit Schnee bieten niedrige bodendeckende Koniferen ein schönes Bild. Bronzegoldene Belaubung das ganze Jahr über bietet der Wacholder „Old Gold“ (Juniperus x pfizeriana), der sich etwa einen Meter über dem Boden ausbreitet und sich besonders gut als Vorgartenpflanze macht.
Eine mäßig hohe, gut gepflegte Thujahecke fasst den Garten auch im Winter grün ein. Wird sie allerdings übermannshoch, steht zum Beispiel im Vorgarten sehr dicht am Haus und fällt dann durch schlechten Schnitt auch noch unter der Schneelast von oben auseinander, kann sie leicht bedrückend und düster wirken. Nicht so dicht und dadurch weniger beengend ist auch bei großer Höhe eine Hainbuchenhecke, die einen Teil des Laubes im Winter behält und dadurch ebenso Sicht- und Windschutz bietet.
Ältere Efeupflanzen, die ganze Hauswände über mehrere Stockwerke „bekleiden“ können, wirken mit ihren wintergrünen Blättern wunderbar an Mauern an der Nordseite oder an von unten verkahlenden alten Bäumen.  Sie bieten den Vögeln ein gutes Versteck, im Sommer einen Nistplatz und im Winter Nahrung in Form ihrer schwarzen Beeren. In manchen Wintern friert Efeu stark zurück, treibt aber meist aus dem Wurzelbereich neu aus. 



In Zeiten mit wenig Schnee sind auch manche Stauden im Winter eine schöne Bereicherung der Gartenszenerie.
Einige wintergrüne Arten behalten auch im Winter ihre Blätter, was gerade an den grauen Wintertagen ohne geschlossene Schneedecke eine schöne Wirkung hat.
Die ledrigen Blätter der neuen Bergeniensorten verfärben sich im Winter in mahagoni- , burgunder- und weinroten Tönen, wenn sie der vollen Sonne ausgesetzt sind. Sie brauchen einen gut dränierten, nicht zu nährstoffreichen Boden. Sind die Pflanzen zu gut gedüngt, fallen die Blätter nach dem ersten Frost in sich zusammen. Empfehlenswert sind zum Beispiel die Sorten „Bressingham Ruby“ (wird im Winter dunkel Mahagonibraun mit leuchtend burgunderroter Rückseite), „Eric Smith“ (burgunderrotes Laub), „Wintermärchen“ (rötlich purpurfarbene Blätter mit leuchtend scharlachroter Rückseite).
Sehr winterhart und empfehlenswert sind auch die inzwischen beliebten und in immer mehr Sorten angebotenen Purpurglöckchen oder Heuchera. Einige der alten Sorten bieten im Winter  einen Anblick des Jammers, so etwa die verbreitete „Palace Purple“. Viele gerade der neuen Züchtungen bieten aber auch bei Kahlfrösten einen schönen Anblick: zum Beispiel „Caramel“ mit ihrer außergewöhnlichen orange-caramelfarben Blattfärbung mit roter Unterseite, „Plum Pudding“ mit schimmerndem pflaumenfarbiges Laub mit silbriger Aufhellung und attraktiver Blattzeichnung, „Venus“ mit bläulich-grüner Blattfarbe und dunkler Blattzeichnung, sehr schön auch „Frosted Violet“ mit ihren rosavioletten, deutlich gelappten Blättern. Wichtig für diese Pflanzen ist ein durchlässiger Boden, der im Winter nicht vernässt – im Zweifel sollte der Boden mit Sand oder Blähton aufbereitet werden. Heuchera ist auch eine verlässliche Grabbepflanzung für sonnige und halbschattige Plätze.



Von Raureif und Schnee bedeckte Gräser und Samenstände von Stauden bieten einen romantischen Anblick – Fettehenne, Silberblatt und Rispenhortensien können auch im Schnee bezaubern. Das klebrige Brandkraut, Phlomis russeliana bietet mit seinen etagenförmig angeordneten Samenständen nicht nur ein interessantes Bild, sondern auch Nahrung für verschiedene Vogelarten. Interessante Samenstände bilden auch Montbretien, Königskerzen, Schafgarben, Echinacea, Blutweiderich und verschiedene Zierdistelarten. Sehr schön und wertvoll für Vögel ist auch der Samenstand der wilden Karde, die sich allerdings stark versamt und deren Abkömmlinge im Frühjahr zeitig gejätet werden sollten.



Neben den Pflanzen gibt es noch mobile dekorative Elemente
Zusätzlich zum dem praktischen Nutzen wirken akkurat geschichtete Holzstapel mit einer Schneedecke sehr malerisch. Schlichte hölzerne Gartenmöbel, schöne Staudenhalter, geflochtene Weidenskulpturen, Gartenleuchten, Windspiele und Vogelhäuser tragen zu einem lebendigen Gartenbild bei. Getrocknete Sonnenblumen lassen sich mit etwas Phantasie und floristischem Geschick zu interessanten Vogelfutterstellen verwandeln…und wenn es draußen so schön ist, dann kann die Wintersonne auch mal zu einer Kaffeerunde auf der Terrasse verleiten…



Buchtipp:
Eine Fülle von Anregungen mit fundiertem botanischen Wissen für die Gartengestaltung mit winterschönen Pflanzen gibt das Buch „Der winterliche Garten“ von Jane Sterndale-Bennett, erschienen bei Edition Delius. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Beschreibungen für das mildere englische Klima gelten – was in dem Buch als „Winterblüher“ bezeichnet wird, sind in unserem Klima (frühe) Frühlingsblüher.  Nicht alle aufgelisteten Pflanzen sind bei uns winterhart - in guten regionalen Gärtnereien wird man diese auch nur mit Hinweis auf nötigen Winterschutz anbieten.  (Klick auf das Bild führt zum Link) 
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