Gartenkunst oder Wege nach Eden

Gartenkunst

Gartenkunst geht über die Nutzbarmachung von Land hinaus zur ästhetischen Gestaltung - sie ist die Verbindung von gärtnerischer Arbeit und künstlerischer Kreativität


Donnerstag, 8. November 2012

Gräser in der modernen Gartengestaltung


Gräser bringen Leichtigkeit, Eleganz und Transparenz in den Garten. Sie sind leicht zu pflegen, je nach Sorte in jeder Gartensituation von Sonne zu Schatten, im Stein- oder im Wassergarten, im Staudenbeet oder im Topf zu ziehen. Auch die Farben haben mehr zu bieten als nur Grün. Es gibt purpurrote, stahlblaue, eher graue, zweifarbige oder hellgelbe Gräser. Wenn man sie nicht im Spätherbst für die floristische Verwendung schneidet, entfalten viele Gräser im Winter  mit einem morgendlichen Rauhreifkleid eine ganz eigene Schönheit.

Foto© Barbara Ehlert 2012





















                                                                                                                                                               
"Wer könnte sich der eleganten Leichtigkeit entziehen, mit der eine Rasenschmiele oder ein Tautropfen-Gras im Winde zu tanzen weiß, mit der ein Silberährengras oder ein Bogen-Liebesgras sich dem Betrachter zuwendet? Wer wäre nicht beeindruckt von der farbigen Pracht, mit der sich einige Gräser schmücken?“ 

Foto© Barbara Ehlert 2012






                                                                                                                                                                     Vor nicht allzu langer Zeit kannten die meisten Hobbygärtner  „Gras“ nur in Form von Rasen, der schön kurz und gleichmäßig sein soll, und das Wort „ausgrasen“ als Synonym für Jäten deutet auf sein Vorkommen als „Unkraut“ hin. Wer meint, Gräser seien nur eine Plage, die sich im ganzen Garten breit macht, der irrt. Denn es gibt zahlreiche Sorten, die weder wuchern noch sich aussäen – und am richtigen Standort gepflanzt zählen sie zu den langlebigsten Stauden überhaupt. Karl Foerster hat den Wert der Gräser schon früh erkannt
"Wie schön wehen im leichten Wind die Horste des hüfthoch aufwallenden Reihenfedergrases! Wie reizvoll ist das mannshohe blonde Gewoge der Blütenhalme ddes Blaustrahlhafers über seinen dichten hellbalu-grünen Farbenflächen. Welch neuartiger Anblick, selbst an völlig trockenen Plätzen, schenkt und der steile, monumentale Gräserbusch des Riesen-Miscanthus, der angerankt mit blauen und weißen Winden, vor Gewitterwolken aufragt." (aus: Der Einzug der Gräser und Farne in die Gärten, Leipzig/Radebeul 1978)


Dichantelium clandestinum

Gerade im Herbst, wenn die Blumenrabatte langsam verblühen, kann man mit Gräsern Akzente setzen. Das Bogen-Liebesgras Eragrostis trichoides „Bend“ wartet nach der Blütezeit von August bis Oktober, in der es sich mit amethystrosa Blüten schmückt, im Herbst mit einer schönen Bronzefärbung auf. 
Die Purpur-Rutenhirse Panicum virgatum „Shenandoa“ beeindruckt fast ganzjährig mit bordeauxroten Laubspitzen.
Ein wahrer Gartenschatz ist das horstig wachsende Tautropfen-Gras. Mit seinen  feinen, leuchtend grünen Blättern passt es gut zu Bartiris, Skabiosen oder Ziersalbei. Neben seinen leichten silbrig-braunen Blütenwolken verzaubert es durch seinen feinen Honigduft.
Als sich die Idee der Gartengestaltung mit Gräseren vor etwa 20 Jahren verbreitete, hielt man das in der Gartenwelt für eine vorübergehende Modeerscheinung. Gartengestalter wie der berühmte Piet Oudolf und der Engländer Christopher Bradley-Hole mit seinen minimalistischen Gärten haben unter anderen dafür gesorgt, dass das Gegenteil eintraf




Aus der modernen Gartengestaltung sind Gräser nicht mehr wegzudenken

 

Miscanthus sinensis 'Ghana'
Foto© Barbara Ehlert 2012
"Filigrane Leichtigkeit 
Außergewöhnliche Gräsergärten entdecken" verheisst der Titel eines neuen Buches von Philippe Perdereau und Didier Willery, erschienen diesen Herbst im Verlag Eugen Ulmer. (168 S., 185 Farbfotos, Flexcover. ISBN 978-3-8001-7772-1. € 29,90)
In dem Band werden zwölf Gräsergärten vorgestellt, die von Stars wie Oudolf bis hin zum privaten Gartenbesitzer gestaltet wurden. Dass mir einer der vorgestellten Gärten nicht gefällt liegt an meiner tiefen Abneigung gegen die Verwendung von mit Steinen gefüllten Gabionen im Garten, aber auch hier machen die Gräser eine gute Figur. 
Ein großartiges Meisterstück der Gartengestaltung ist der von Piet Blankaert geplante private Gräser- Birken- und Heckengarten in Flandern, dem allein 16 traumhaft schöne Seiten des Buches gewidmet sind.
Die Fotografien sind durchgängig von hoher Qualität mit schönen Lichtstimmungen, oft zu unterschiedlichen Jahreszeiten fotografiert. Einen Eindruck von der herausragenden Bildqualität kann man sich bei der "Leseprobe" auf der Seite des Verlags verschaffen. Zusätzlich zu den Gärten ist ein Kapitel originellen Gestaltungsideen mit Gräsern gewidmet, die sich auch in kleinen Privatgärten verwirklichen lassen. So geht es z.B. um Gräser als Rosenbegleiter, bei passender Zusammenstellung durchaus eine gute Kombination, um Gräser als Kübelpflanzen und um den Winteraspekt. Die wichtigsten Gräser und ihre besonderen Ansprüche werden ebenfalls in einem Kapitel in kleinen Porträts vorgestellt. Eine Seite voller Adressen listet nicht nur die Gartengestalter auf, sondern auch öffentlich zugängliche Gärten in Frankreich, zwei in England und einen in den Niederlanden. Unter den Anbietern von Gräsern liegt der Schwerpunkt der ins Deutsche übersetzten Auflage in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Östereich.

Fazit: nicht nur ein Augenschmaus, sondern ein wertvoller Band für Gräserliebhaber, Klein- und Großgärtner bis hin zu professionellen Gartengestaltern. Ein sehr gelungenes Werk und absolut habenswert!




















Link zur Leseprobe: Filigrane Leichtigkeit

Als Ergänzung zum Thema Gräser gefällt mir auch „Gräser und Farne“ (BLV Verlag 2007) von Ulrike Leyhe. Sehr gut sind die  zahlreichen Tabellen mit Sortenbeschreibungen nach Farbtönungen – gelblich bis gelbbunt, Blau-und Grautöne, rot- und Brauntöne, weißbunte Sorten, Gräser mit dekorativem Blüten- oder Fruchtschmuck, andere mit schöner Herbstfärbung. Auch eine Liste für gute Rosenbegleiter sowie Auflistungen der Eignung für besondere Standorte helfen bei der Planung weiter.

Foto© Barbara Ehlert 2012


Die Fotos entstanden in der Gärtnerei Gaissmayer in Illertissen, wo man im Herbst viele Gräser in voller Pracht bewundern kann. Das Zitat am unter dem ersten Foto dieses Eintrags stammt aus dem Katalog "Gräserzauber" der Gärtnerei.

5 Kommentare:

  1. Herrlich Barbara...Gräser in Kombinationmit Herbstastern sind noch mal zum Ende des Jahres ein Höhepunkt im Garten....Mir gefällt das unglaublich, obwohl mein Garten für großflächiges Pflanzen nicht so geeigent ist.
    Dennoch, ich hab viele versch. Miscanthus-Sorten....Bei dein Herbstastern bin ich immer auf der Suche nach Neuem....Kennst du da evtl. einen Spezialversand?....beim Gaissmayer gibts leider nur das Übliche...Ciao und lieben Gruß Erwin

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  2. Herrlich Barbara...Gräser in Kombinationmit Herbstastern sind noch mal zum Ende des Jahres ein Höhepunkt im Garten....Mir gefällt das unglaublich, obwohl mein Garten für großflächiges Pflanzen nicht so geeigent ist.
    Dennoch, ich hab viele versch. Miscanthus-Sorten....Bei dein Herbstastern bin ich immer auf der Suche nach Neuem....Kennst du da evtl. einen Spezialversand?....beim Gaissmayer gibts leider nur das Übliche...Ciao und lieben Gruß Erwin

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    1. Lieber Erwin, einen Spezialversand kenne ich leider nicht...bei uns im Allgäu muss man auch sehr auf die Winterhärte achten, da ist der Spielraum mit den Sorten gar nicht so groß. Die Kombination mit den Gräsern finde ich auch phantastisch!
      Liebe Grüße, Barbara

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  3. ... wunderschön die Gräser!
    Das Buch kenne ich - da kann man sich gut Ideen holen.
    Viele Grüße von Renate

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